Olaf Koch

Eine erfolgreiche Selbstmörderin lag auf dem Seziertisch,
die Tätowierung auf ihrer rechten Brust:
eine dunkelhelllila Aster.

Beim Öffnen der Brust,
mit einem langen Messer,
musste ich sie angeschnitten haben,
denn sie verlor ein
paar Blütenblätter.
So war sie dahin,
die einstige Pracht,
vergangener Tage.
Selbst nachdem ich
sie wieder zunähte.
Verzeih mir,
kleine Aster!

Sie lag einfach da,
so friedlich, so ruhig.
Vermutlich ein Auto,
vor wenigen Tagen.

Ein Loch ist dort,
wo einst das Auge.
So schön umrahmt
kann Teer sein.

Ein Lichtstrahl,
fiel hindurch.
Die Federn glänzten,
in Staub und Schutt.

Ein LKW fuhr vorbei,
und sie erhob sich,
majestätisch im Wind.
Flieg, kleiner Freund.

Grass kann man lesen oder rauchen.
Beides ist krass.
Aber selbst Österreicher
kriegen ja schon Nobelpreise.

Das eine macht aggressiv,
das andere gleichgültig,
welches von beiden
ist unbestimmt.

Früher hörte man noch Trommeln,
heute nur noch Unkenrufe.
Und aus der Tiefe schallt es:
„Halt’s Maul, trink deinen Rotwein!“

In diesem weiten Feld
finden wir deine Hundejahre
und dein Jahrhundert
ist längst vergangen.

Sah das Röslein den Knaben gehen,
genüsslich auf der Heiden,
so dünkelhaft und morgenschön,
wollte ihm den Hals umdrehen,
es musste ja so leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

Röslein sprach: Du Hurensohn,
Knabe auf der Heiden!
Knabe sprach: Willst mir drohn?
Ich wollte nur mein Lohn,
du musstest eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

Und das trauge Röslein schoss
den Knaben auf der Heiden.
Des Knabens Blute sie genoß,
als es aus dem Köpflein floss,
musst’ sie nicht mehr leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.